Es war einmal...
Auf einem Parkplatz.
„Immer muss sie einkaufen. Immer und
immer wieder“, murrte ein roter Golf vor sich hin.
„Natürlich muss sie das“,
erwiderte ein blauer Mini. „Sie muss essen und alles, was die
Menschen sonst noch für wichtig halten.“
„Ja, aber muss sie deswegen jeden Tag
einkaufen fahren?“
Der Mini sah nachdenklich drein.
„Hmm... Nein, eigentlich nicht. Vielleicht arbeitet sie ja auch
hier?“
„Meinst du nicht, ich als ihr Auto
hätte das mitgekriegt?“
Der Golf seufzte, als könnte er solche
Dummheit nicht fassen.
„Nicht zwingend. Wenn sie nicht
darüber redet, wirst du es wohl kaum mitbekommen.“
„Sie fährt ja nicht jeden Tag
hierhin. Und außerdem telefoniert sie ständig beim Autofahren.
Daher weiß ich auch, dass sie in einer Bäckerei arbeitet.“
Wollte dieses dumme Auto denn gar nicht
aufgeben?
„Vielleicht, vielleicht auch nicht.
Aber da sie immer mit irgendwelchen Pflegeprodukten zurückkommt...
Sie sollte lieber mal mich pflegen. Ich könnte gut einen Ölwechsel
brauchen. Und tanken sollte sie auch mal wieder. Ganz zu schweigen
davon, wie ich schon wieder aussehe! Wenn sie mich schon nicht selber
waschen will, kann sie mich ja wohl mal eben in die Waschanlage
fahren, das dauert ja wohl nicht lange.“
Während der Golf sich weiter darüber
ausließ, was seine Besitzerin alles mit ihm tun sollte, damit es ihm
besser ging, hörte er von der Seite her ein Kichern.
„Was ist denn jetzt schon wieder?“,
wollte er den Mini aggressiv fragen, doch der war inzwischen
weggefahren.
Statt seiner stand nun ein protziger
Mercedes neben ihm und dieser fand sein Leiden offenbar unglaublich
lustig.
„Was?“, knurrte er wütend zu dem
schwarzen Auto hinüber.
Dieses kam aus dem Lachen scheinbar gar
nicht mehr heraus. „Du... „Duuuuu... Wie du.... Aussiehst!“,
prustete es.
„Ja ja, wirklich sehr witzig.“
Wollten ihn denn heute alle ärgern?
Irgendwann würde er noch explodieren und das im wörtlichen Sinne.
Er lief schon ganz heiß.
„Und ob das witzig ist“, kicherte
der Mercedes weiter.
„Nein. Es nervt. Genau wie du. Also
lass mich in Ruhe.“
Der Golf schmollte vor sich hin.
Abwenden konnte er sich ja alleine nicht. Am liebsten wäre er
weggefahren und hätte seine Besitzerin stehen gelassen. Was sie für
ein Gesicht machen würde! DAS wäre lustig, aber nicht, dass er
dringend gewaschen werden musste. Für eine Weile ging er ganz in der
Vorstellung auf, frei zu sein und hinfahren zu können, wo er wollte.
Doch bedauerlicherweise konnte er ebendies nicht tun. Er war nur ein
Auto und Autos waren nicht frei. Niemals.
„Hey, nun sei doch nicht gleich
beleidigt“, plapperte der Mercedes unbeirrt weiter.
Er schien noch ziemlich neu zu sein.
Ganz im Gegensatz zum Golf.
„Jeder kann mal nen schlechten Tag
haben. Eine schlechte Woche. Ein schlechtes Jahr. Ein schlechtes
Leben.“
„Danke“, seufzte der Golf genervt.
„Im nächsten Leben wirds bestimmt
besser“, meinte der Mercedes voller Überzeugung.
„Oh Gott, auch noch ein religiöser“,
murmelte der Golf.
„Du solltest auch mal darüber
nachdenken zu beten. Also mir hilft es, wie du siehst.“
„Ja ja ja...“
Gott sei Dank, da war seine Besitzerin!
Mit einer neuen Tüte von DM. Wusste sie nicht, dass diese
Plastiktüten die Umwelt verschmutzen? Vermutlich nicht.
Sie stieg in ihren Golf und fuhr weg.
„Nein, wirklich, du solltest echt -“
Und mehr hörte er von den Rufen des
Mercedes nicht mehr. Und er hoffte, dies auch nie wieder tun zu
müssen.
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