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Löwenbilder
Es war ein sonniger Tag und die
Besucher strömten in den Zoo. Darunter war auch eine Schulklasse.
Und zu dieser Schulklasse gehörte Mark. Mark liebte Zoobesuche,
obwohl so ziemlich jeder der Meinung war, dass er inzwischen zu alt
dafür sei. Naja, zumindest bis er die Bilder sah, die Mark mit
seiner teuren Kamera von den Zootieren machte. Dann war er
beeindruckt. Doch auch das wurde seinen Mitmenschen nach einiger Zeit
zu langweilig, während es die Lieblingsbeschäftigung des Jungen
war.
Heute faszinierten ihn besonders die
Löwen und als die Klasse nach der Führung noch Zeit bekam, sich im
Zoo umzusehen, befasste er sich ausschließlich mit den ihnen.
Zwei Stunden lang stand er am Gehege
und lief darum herum, um die großen Katzen von allen Seiten
abzulichten. Trotz des Zoomes wurden seine Bilder gestochen scharf,
darauf hatte er beim Kauf der Kamera besonders geachtet.
Es gab hier sogar Löwenbabys und er
beobachtete wie sie balgten und kleine Kämpfe ausfochten, wie sie
auf ihren Eltern herum kletterten und wie diese irgendwann sehr
genervt von ihnen schienen wie auch seine Eltern es manchmal waren,
wie es wohl auf alle Eltern zutraf, egal ob nun im Tierreich oder in
der Welt der Menschen.
Mark hatte Glück: während er die
Löwen fotografierte kam ein Tierpfleger ins Gehege und gab ihnen
Futter, so dass er auch Bilder von fressenden Löwen bekam. Die Babys
liefen sogar auf den Mann zu, doch die Mutter holte sie ganz schnell
wieder zurück, bevor sie weiter fraß. Die Kleinen kamen als letztes
dran.
Doch den größten Teil der Zeit dösten
die ausgewachsenen Löwen im Schatten eines Baumes, manchmal liefen
sie los, um etwas zu trinken oder sich für einige Minuten in die
Sonne zu legen, aber viel bewegen taten sie sich nicht.
Ganz anders die Jungen, welche nach der
Fütterung wieder mit ihren kleinen Kämpfen begonnen hatten und
durch den Staub rollten und fauchten.
Als der männliche Löwe, vermutlich
ihr Vater, einmal laut brüllte, um sie zur Ordnung zu rufen,
versuchten sie ihn nachzuahmen. Ihr Brüllen war natürlich viel
leiser und höher als das des Erwachsenen, aber dennoch gaben sie
nicht auf. Es schien, als würden sie sogar ein Wettbrüllen
veranstalten.
Eine Löwin döste nicht, sondern blieb
wach, um auf die Kinder aufzupassen, wobei sie sich mit den anderen
Weibchen abwechselte.
Doch irgendwann war auch dieser Ausflug
vorbei und Mark und seine Klasse fuhren wieder nach Hause. Dort lud
er als Erstes alle Bilder des Tages auf seinen Computer und sortierte
die schlechten aus. Allerdings waren auch sehr viele Gute dabei.
Er beschloss, einige von ihnen an den
Zoo zu schicken, vielleicht konnten sie diese für ihre Flyer oder
ihre Website gebrauchen.
Und dann hätten seine Eltern endlich
einen Grund, um stolz auf ihn zu sein. Bisher waren sie es nur, weil
er eben ihr Sohn war und nicht, weil er irgendetwas erreicht hatte.
Aber dann würde es sich ändern. Vielleicht hätten sie dann auch
mehr Verständnis für seine große Leidenschaft.
Mit einem Lächeln auf den Lippen
wählte er die schönsten Aufnahmen aus und schickte sie in einer
Mail an den Zoo.
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